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Was wurde aus hen?

Vor zwei Jahren nahm der schwedische Rechtschreib-Regulator Svenska Akademien ein neues Wort in seine offizielle „Wortliste“ auf: hen. Zu deutsch: er/sie.

Pronomen ohne Angabe des Geschlechts

Auch auf Englisch gibt es kein Pendant: s/he, oder seit einigen Jahren they hat hier die Funktion, die hen auf Schwedisch übernehmen sollte. Der Hintergrund: Das schwedische Wortpaar „er“ und „sie“ ähneln dem „Neuen“: er ist „han“ und sie ist „hon“. (Fun Fact hier: „ihres“ heißt „hennes“, und dafür steht das H in der Marke H&M).

Das neue war nie neu

Aber das vermeintlich neue Fürwort ist gar nicht neu und war es nicht. Zumindest seit einem Jahrhundert oder mehr. Mitte des vergangenen Jahrhunderts schrieben schwedischen Zeitungen mit diesem Pronomen. Damals jedoch nicht unbedingt aus Toleranz, sondern aus Ignoranz (also Nichtwissen): der oder die Täter/in oder das Opfer eines Verkehrsunfalls wurden mit hen genannt.

Später kam der Feminismus, und in ihm die feministische Kritik an Sprache. Initiativen in Schweden brachten das Fürwort hen 2012 schließlich in die „Wortliste“ der Schwedischen Akademie – sagso berichtete. Politisch sahen sie das als Teilerfolg gegen die konservativen Schwedendemokraten.

Schwedendemokraten haben Angst um Mann und Frau

Die konservativen und traditionsfokussierten Schwedendemokraten nahmen den Vorstoß als Grund zur Furcht: Wie, wenn nicht in den beiden Fürwörtern für „er“ und „sie“, sollte die ordentliche Geschlechter-Aufteilung in Mann und Frau geschehen? Die Partei und ihre Sympathisanten fürchteten um den kulturellen Niedergang der schwedischen Geschlechterrollen durch den Gebrauch von „hen“.

Fazit: lel

Linguisten und die meisten Leute wissen aber, dass niemand sich sagen lässt, wie er oder sie oder hen zu reden hat. Nicht von Feministinnen und nicht von Konservativen. Nicht von Machtfanatiker/innen.

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